Robert HP Platz
Werkkommentar

Stunden:Buch


Kann man überhaupt komponieren, ohne Gedanken über das Zerfließen der Zeit nachzuhängen?: Musik schafft Zeit, schafft einen Zeitfluß, der von jedem Hörer und für jedes Stück als so verschieden empfunden wird, wie eben dieser Hörer und dieses Stück es nur sein können.

 

Umgekehrt kann in der Musik Zeit dargestellt, abgebildet werden - und in manchen Musikkulturen Asiens werden daher bestimmte Musikformen an genau umrissene Zeiten des Tages und des Jahres gebunden.

 

Der Gedanke, eine Musik zu schreiben, die - den Ragas der indischen Musik vergleichbar - an bestimmte Zeiten des Tages geknüpft ist, schwebte mir daher seit Langem vor.

 

Inspiration für diese Partitur waren mir aber auch die ähnlichen Tendenzen huldigende Gregorianik und die mittelalterlichen Kleinode der Stundenbücher als spirituelle Gliederung des Tagesablaufs. Ihnen möchte ich meine Musik beigeben als Begleiter durch die Stunden des Tages und der Nacht.



Robert HP Platz


Stunden:Buch (1999)
Studie für Orgel


Uraufführung: Stuttgart, 30.11.2001

Dauer: 21'

Verlag: Ricordi München – Sy. 3494 Part.*