Robert HP Platz
Werkkommentar
über <charm> (Echo VI)


charm ist eine Komposition für Violine und die japanische Mundorgel shô, die ich 1998 schrieb und dem japanischen Architekten Arata Isozaki widmete. Dieses Duo  -  im selben Jahr in Japan uraufgeführt  -  ist Teil des Zyklus up down strange charm, einem Zyklus von vier in der Besetzung sehr unterschiedlichen Stücken, die nur teilweise nacheinander, über weite Strecken aber auch simultan gespielt werden.

Längere Zeit schon plante ich eine Erweiterung  -  sozusagen als "Echo"  -  dieser Komposition, wobei ohne jede klangliche Transformation das ursprüngliche Stück von einem Zuspielband über Lautsprecher wiedergegeben und von live dazu spielenden Instrumenten quasi "übermalt" würde.

Die Partitur von über <charm> beabsichtigt genau dies: es ist ein Stück, das als Ausgangsmaterial ein anderes Stück von mir selbst benutzt, es übermalt, begleitet, kontrapunktiert, kommentiert...
Um die vom Zuspielband eingespielten Abschnitte der Komposition charm gruppieren sich Partien, die ihrerseits nocheinmal ein Echo auf die mit Tonband konzipierten Teile darstellen, auf jeweils verschiedene Art und Weise, immer wieder andere Details und Aspekte des Klangs ausleuchtend, nach innen auf die Stille hörend, aber auch nach außen auf den Sturm.

über <charm> (Echo VI) entstand im Frühjahr 2000 im Auftrag der Internationalen Beethoven-Feste Bonn (Franz Willnauer, Thomas Daniel Schlee) und ist für zwei Ensembles konzipiert: auf der linken Seite eine auf barocken Streich-Instrumenten spielende Gruppe, die dem Usus der Zeit folgend einen Halbton tiefer als die rechts spielende Gruppe gestimmt ist und so den komponierten Raumklängen (überdies wird die Komposition charm über Lautsprecher hinter dem Publikum wiedergegeben) eine zusätzliche Farb- und Artikulationsnuance hinzufügt.


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